Seit mehr als 15 Jahren sind «Noctiferia» aus Ljubljana einer der treibenden Kräfte der slowenischen Metalszene. Während dieser Zeit hat die Band, gegründet von Igor Nardin (Gitarre) und Uros Lipovec (Bass), bereits einige musikalische Wandlungen durchlebt, die der Band den Status eines Innovators in einer oft stilistisch festgefahrenen Metalszene verliehen haben. Die Slowenen haben sich 4 Jahre Zeit gelassen, um das kraftvolle Album «Death Culture» hinter sich zu lassen und nun mit «Pax» zurückzuschlagen. «Pax» ist nicht so heftig, death-metallische-angehaucht wie sein Vorgänger, aber klar Industrial Metal und mit diesem Album zeigen uns «Noctiferia» wie Industrial Metal im Jahr 2014 zu klingen hat.
In den 15 Jahren haben «Noctiferia» schon einige Methamorphosen bezüglich ihres Schaffens hinter sich. Der Stil der Band reicht vom Pagan Black Metal ihres 1997er Debüts «Baptism at Savica Fall» zum technischen Death Black Metal auf «Per Aspera» (2003) und vom vielfältigen Extrem-Metal auf «Slovenska Morbida» (2006) zum auf «Death Culture» (2010) präsentierten Industrial Metal. «Noctiferia» haben also fast alles abgedeckt, was irgendwie stilistisch passte oder möglich war. Dies bedeutet auch, die Band entwickelt sich weiter und kopiert sich eben nicht selbst. Bis zum heutigen Tag hat diese Vielfalt der Band zahlreiche Live-Shows mit grossen Bands wie «In Flames» und auf renommierten Festivals eingebracht und nun ist die Band bereit, ein neues Kapitel ihrer Historie aufzuschlagen. Wieder einmal schickt sich die Band an, eure Lautsprecher zu zertrümmern.
«Noctiferia» vereint auf «Pax» geschickt sämtliche Stile und man kann es getrost als einen Angriff auf sein Nervenkostüm betrachten. Das Album ballert und wummert an jeder Ecke. Oft geht es mit feinsten Melodielines ans Eingemachte und kaum haben sich die Melodien festgesetzt, knallt einem infernalischer Industrial in die Rübe. Man kann schon von ausgefallener Kreativität sprechen, was «Noctiferia» da ausleben, nein, zelebrieren. Irgendwie erinnert es teilweise an die ersten Taten von Peter Tägtgren mit «Pain». Dennoch werden die Techno Einflüsse nicht so stark eingesetzt und man zehrt eher von einer «Hintergrundmusik», welche aber nicht sinnlos mit plätschert, nein, das Kombinieren haben die Jungs wirklich drauf. Zu den zahlreichen Facetten, die auf einem Album weggeballert werden, gesellen sich Einflüsse aus dem Nu-Metal-Bereich als auch dem Elektro-Industrial-Touch der 1990er Jahre und militärisch-angehauchten Sound. Auf diese Art vereint man Fans von Samael, Meshuggah, Morbid Angel als auch Korn, Ministry und Laibach. Klingt durchdacht, enorm kreativ und bietet einen druckvollen Sound, mit einem heftigem Bass.
Es ist grossartig zu sehen mit welcher Vehemenz die Herrschaften hier eine eigene Nische des Industrial gefunden haben. Gerade weil jede Scheibe der sechsköpfigen Formation anders klingt, scheint Entwicklung und künstlerische Freiheit die Devise zu sein und zwar ohne wenn und aber. Wer auf Bands wie Ministry, Laibach, neuere Samael usw. steht, macht mit diesem Album garantiert nix falsch. Aber Vorsicht, es rüttelt und schüttelt euch ordentlich durch und erst nach knapp 40 Minuten kann man der Nervenzentrifuge entrinnen. Anspieltipps sind «Gaga People», «The Falsifier», und «Su Maha Ghora». Die Scheibe ist speziell und sollte mehrmals hintereinander konsumiert werden, um alle Feinheiten rauszuhören. Die Stücke haben viel Wiedererkennungswert und bieten quer durch den Gemüsegarten eine brillante Mischung aus rauen, wie auch klaren Soundfragmenten. Dies so zu vereinen, ohne dass es dabei zu unausgegoren klingt ist schwierig. Die Hürde haben aber «Noctiferia» sehr gut gemeistert und so prügelt man einen Megatrack nach dem anderen raus.
Das Album könnt ihr in unserem Shop kaufen.
Trackliste:
- Pax
- Sleeper Is Awake
- Gaga People
- Cellulite Of This World
- The Falsifier
- Su Maha Ghora
- Rudra The Roarer
- I Am You
- Wetiko
- Barai
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