Der Schweizer Surrealist H.R. Giger ist am Montagnachmittag im Alter von 74 Jahren gestorben. Laut einem Bericht von SRF erlag er im Spital den Verletzungen, die er sich bei einem Sturz zugezogen hatte. Seine Werke “Necronomicon I” und “Necronomicon II” haben meine Weltsicht, mein Verständnis und Anspruch an Kunst entscheidend geprägt. Seine düstere Alptraumwelt schuf Giger mit seinen Skulpturen, Gemälden und Möbeln. Weltweiten Ruhm erlangte der Künstler mit der Ausstattung des Filmklassikers “Alien” von Ridley Scott (1979), wofür er 1980 mit einem Oscar in der Kategorie “Beste visuelle Effekte” ausgezeichnet wurde. Später war er auch an Filmprojekten wie “Poltergeist II”, “Alien II” und “Species” von Roger Donaldson beteiligt.
Hans-Ruedi Giger, bekannt als H.R. Giger, wurde 1940 in Chur geboren. Ab 1962 studierte er Architektur und Industriedesign in Zürich. Nach dem Studium etablierte er sich als Innenarchitekt und entwickelte parallel dazu seine surreale, an der Ästhetik des Science-Fiction orientierte künstlerische Handschrift. Ab 1968 war Giger ausschliesslich als Künstler und Filmemacher tätig. Zu seinen bekannten Werken gehören die Skulpturen “Gebärmaschine”, “Astreunuchen” oder die Bildserie “Erotomechanics”. Zuletzt lebte und arbeitete in Zürich-Seebach.
Gegenüber dem “Tages-Anzeiger” gab er jüngst an, dass er als fünfjähriger Bub einen Totenschädel an einer Schnur mitten durch Chur schleifte. Statt Schulaufgaben zu büffeln, habe es ihn ins Rätische Museum gezogen, wo ihn im Kellergewölbe die Mumie einer ägyptischen Prinzessin faszinierte. Während der Hochbauzeichnerlehre goss er im Keller seine bizarren Ideen in Polyester. “Das sei alles chranks Züüg, meinte damals mein Lehrmeister.” In Zürich studierte er Architektur und Industriedesign und kam in Kontakt mit Künstlern wie Andreas Christen, Friedrich Kuhn, Claude Sandoz, aber auch mit dem Filmregisseur Fredi M. Murer und mit dem Schriftsteller Urban Gwerder.
Gigers Werke werden dem Surrealismus zugerechnet. Im Vergleich zu dem berühmtesten Vertreter dieser Stilrichtung, Salvador Dalí, wird deutlich, wie anders der Blickwinkel Gigers auf die Welt war. Wiederkehrendes Thema seiner Werke ist die Verschmelzung von Technik und Mechanik, im morbiden Zusammenspiel mit sexuellen Andeutungen. Allerdings wurde in Gigers Bilder stets viel hineingelesen – der Künstler selbst verstand seine Bilder nie als Warnung. “Das Wichtigste”, sagte er, “war mir immer, dass meine Bilder mir einfach gefallen.” Giger wurde von einigen Kritikern als “Pornograf” verschrien. “Alien” war für Giger nicht nur Segen. Mit dem Film kam zwar der Ruhm, aber nicht das grosse Geld. Kassiert, so betonte Giger stets, haben andere: “Mein Design wurde übernommen und verändert. Das Filmbusiness ist ein Gangstergeschäft.” In seinen Aufzeichungen, die letztes Jahr veröffentlicht wurde, heisst es zum Abschied mit Scotts Filmcrew: “Ich glaube nicht an weitere Zusammenarbeit”, notiert Giger, voller Skepsis gegenüber der grossen Filmwelt.
Mit seinen späteren Werken konnte er mich zwar nicht mehr so richtig begeistern, aber mit Giger stirbt ein ganz, ganz Grosser. Ruhe in Frieden und hoffentlich an einem hübscheren Ort als in Deinen Phantasien. Aber vermutlich würde ihm dies gar nicht gefallen…