Pro7 strahlt heute ab 00:15 Uhr den Film «Wolf Creek» von Regisseur Greg McLean aus dem Jahr 2005 aus. Der Film soll angeblich auf wahren Begebenheit beruhen: «30,000 are reported missing in Australia every year. 90% are found within a month. Some are never seen again.» In Wirklichkeit basiert der Film nicht auf wahren Begebenheiten – es wurden lediglich einige Eigenschaften verschiedener australischer Mordfälle verschmolzen und daraus ein einzelner Mörder geschaffen. Als Vorlage dienten die Taten der Serienmörder Bradley John Murdoch, mit seinem Mord an dem Backpacker Peter Falconio und die Morde des Ivan Milat. Folter und Mord im australischen Outback: Trotz aller äusserlichen Ähnlichkeiten zu Filmen wie «The Texas Chainsaw Massacre» und «The Hills Have Eyes» bietet Greg McLeans erschreckend intensiver Horrorfilm mehr als reine Genrekost.

Liest man einige der Kritiken, so könnte man meinen, man habe es mit einem besonders widerwärtigen Beispiel des Genres zu tun, einem äusserst explizit brutalen Vertreter jener «neuen Härte» im Horrorgenre, die man etwa bereits in Saw II und Hostel sehen könne. So bekommt man etwa in der letzte halbe Stunde des Films den Eindruck, es sei eine einzige, noch dazu äusserst frauenfeindliche, Aneinanderreihung von Folterszenen. Doch wer nach Splatterorgien sucht, wird bei Wolf Creek nicht fündig, der Schrecken, den Greg McLean in seinem ersten Spielfilm verbreitet – er zeichnet sich übrigens auch für das Drehbuch verantwortlich – entsteht auf subtilere Weise als durch die möglichst detaillierte Ausweidung menschlicher Körper.

Dabei hätte der Film alle Voraussetzungen dafür: Drei etwas unbedarfte junge Leute fahren mit einer alten Karre durch das australische Outback und geraten dort in die Hände des zurückgezogen lebenden sadistischen Mörders Mick Taylor (John Jarratt), der Spass daran findet, ahnungslose Touristen zu foltern und nach allen Regeln der Kunst umzubringen. McLean zeigt nicht hauptsächlich die körperliche Qual, sondern, nichts könnte schrecklicher sein, die Furcht der Opfer. Mit Handkamera-Aufnahmen, rückt McLean den Zuschauer ganz nahe an seine Protagonisten heran. Auch später, während Liz und Cristys Fluchtversuchen, bleibt die Kamera bei den Opfern und nimmt nur äusserst selten einmal den Blickwinkel Taylors an. Die Furcht und Verzweiflung, aber eben auch die Desorientierung, die entsteht, als sie versuchen, im Dunkeln aus Taylors mitten in der Wüste gelegenem Lager zu entkommen, wird dadurch unmittelbar spürbar.

Anders als die Monster des Slasher- und Horrorkinos mit Michael Myers, Freddy Krueger, Jason Voorhees oder auch Leatherface lässt der Film es zu keinem Zeitpunkt zu, sich mit Taylor zu identifizieren, denn dieser ist nie übermenschlich, sondern immer ein Mensch wie du und ich. Unter seiner unnachgiebigen Grausamkeit verbergen sich Abgründe, auf die man eigentlich nur mit Entsetzen reagieren kann. McLean unterstützt diesen Eindruck, indem er sich in den Momenten des Tötens auf eine beunruhigend nahe, aber doch fast klinisch distanziert wirkende Beobachterposition, die einerseits das Entsetzen der Opfer vermittelt und andererseits die Nüchternheit, ja trockene Professionalität Taylors hervorhebt: Der Mörder als Handwerker des Todes und als Trophäensammler noch dazu, zurückzieht.

WOLF CREEK Trailer  (HD)
WOLF CREEK Trailer (HD)

Natürlich weiss McLean, dass er es dabei die ganze Zeit mit Genre-Konventionen zu tun hat, mit denen er aber durchaus gekonnt spielt: So manche Erwartung wird erfüllt, während einige andere, insbesondere über den Fortgang der Handlung, schlichtweg ignoriert werden. McLean interessiert sich nicht für das genretypische Final Girl, das dem Monster bis zuletzt die Stirn bietet. Wolf Creek ist ein Film, der das Töten ernst nimmt und nicht verharmlosen will und gerade deshalb so immens zu verstören vermag.

Auch weiss McLean das Outback zu inszenieren, das australische Pendant zum amerikanischen Hinterland als gefahrvolle Leere: Keine Hilfe, nirgends, gar nirgends. In vielen Totalen während der ersten Hälfte des Films und schliesslich in den Fluchtsequenzen zum Schluss hin dominiert die Natur das Bild, Auto und Menschen verschwinden fast in der Weite der Umgebung.

Freunde, Wolf Creek setzt sich in den Gehirnwindungen fest, wenn man sich traut: Empfindsameren Naturen ist der Film überhaupt nicht zu empfehlen. Pro7 strahlt vermutlich die deutsche FSK 16-Version (87Min) aus, welche um fast 12 Minuten gekürzt wurde.


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