Die Strassen im brasilianischen Rio de Janeiro sind auch am Freitagmittag stark befahren. Dies ist aber für einen achtjährigen Jungen aus einem Armenviertel kein Grund, nicht mehrmals eine steile Autobahnausfahrt mit seinem Plastik-Dreirad hinunterzurasen.
Der junge Dreirad-Raser scheint keine Angst zu haben: Er mischt sich unter den dichten Verkehr und spielt sogar Rallye. Die Autofahrer, die nach einer Kurve in die Ausfahrt gelangen, sehen das Kind erst im letzten Augenblick. Einige können dem Kleinen auf dem Dreirad kaum ausweichen, andere müssen stark abbremsen, um ihn nicht zu überfahren. Wie brasilianische Medien berichten, hat jedoch keiner der Verkehrsteilnehmer die Polizei benachrichtigt. Darum kann der Junge die Strecke auch mehrmals ungestört fahren: Unten angelangt, schleppt er sein Dreirad wieder hinauf, um ein weiteres Mal hinunterzurollen. Eine TV-Kameracrew hält die Szene fest, die Überwachungskameras der Stadt registrieren den Vorfall ebenfalls, doch niemand reagiert.
Ein Fernsehteam macht den Jungen ausfindig und stellt ihn zur Rede. Angst habe er keine gehabt, sagt er. Im Nachrichtendienst wird der Fall am Abend als «ein soziales Problem» geschildert: Der Junge wohnt mit seinen Eltern und zwei älteren Brüdern in einer Ein-Zimmer-Wohnung am Rand der Autobahn. Dem Sozialdienst ist die Familie nicht unbekannt. Die Kinder seien bereits in der Vergangenheit in der Obhut des Staates gewesen, heisst es. Nach der Dreirad-Raserei auf der Autobahn ist die Familie weggezogen.