Mit «Schock mein System» rufen die Münchener Eisboys um Alex Wesselsky und Jochen «Noel Pix» Seibert eine neue Ära in der Geschichte der Band aus. Mit ihrem am 16. Januar erschienenen Album «Schock» im Gepäck begeisterten Eisbrecher ihre Fans im Z7 in Pratteln wieder einmal aufs Neue. Begleitet wurden sie von den Industrial Rockern Maerzfeld, die als Special Guest das Vorprogramm gestaltet durften. Live sind Eisbrecher immer wieder ein Vergnügen, voller brachialer Wucht und der nötigen Portion Selbstironie einfach eine Klasse für sich. Gewaltig und ehrlich. Es ist jedes Mal ganz grosses Kino was uns Alexx und seine Mannschaft auf der Bühne bieten und jedes Eisbrecher Konzert ist einfach ein einzigartiges Live-Erlebnis.
Da gut Ding bekanntlich Weile braucht, machte sich die Band 2014 rar auf den Bühnen, um sich voll und ganz der Albumproduktion zu widmen. Viel muss man über die Vergangenheit der Münchener Band nicht mehr sagen. 11 Jahre lang haben sie sich Stück für Stück nach oben gearbeitet, unzählige Tourneen bestritten, Stars wie Alice Cooper und die Scorpions supportet und doch immer in ihrer eigenen Liga gespielt. Eisbrecher-Gigs sind bekannt für eine grosse Rockshow und eigenwillige Unterhaltung. In einer Zeit, in der die Gesellschaft nichts mehr richtig schocken kann, weil alles schon mal da war und immer der gleiche Mist durch die Medien gespült wird, ist es gut zu wissen, dass es noch Künstler gibt, die mit kritischem Blick und eigenem Kopf die Welt reflektieren.
Von «eiskalt» konnte am Freitag, den 6. März im praktisch ausverkauften Z7 in Pratteln keine Rede sein! Die Menge anheizen durften Maerzfeld, die einige auch als die wohl erfolgreichste Rammstein-Coverband «Stahlzeit» kennen dürften. Der Bandname leitet sich vom Märzfeld ab, das unter den Merowingern als Heeresversammlungsort diente. Auch soll der Name ein Feld symbolisieren, welches jedes Jahr im März bearbeitet und gepflegt werden muss, was die Band als Metapher für das Leben ansieht, in welchem man nur durch Bemühungen und Arbeit seine Ziele erreichen kann. Die Mehrdeutigkeit des Namens in Bezug auf das Märzfeld unter den Nationalsozialisten wurde bewusst gewählt, um gegen die meist sofortige Assoziation der deutschen Geschichte mit dem dritten Reich zu protestieren.
Bei den ersten Songs war die Band und die Zuschauer noch sehr verhalten und beide kamen nicht so ganz aus sich raus, während Sänger Helfried Reissenweber von Anfang an mit viel Energie das Publikum immer wieder zum Mitmachen animierte. Die Band machte das Publikum so richtig (h)eis(s) und kam u.a. mit ihrer neuen Single «Es bricht» daher, die im Herbst auf dem neuen Album «Nackt» zu finden sein wird. Wer mochte, konnte die Single am Merchandise-Stand kostenlos mitnehmen, wovon nach dem überzeugenden Auftritt der Band auch rege Gebrauch gemacht wurde. Nach «Es bricht» ging es so richtig ab, bei «Treibjagd» kam die Band aus sich heraus und brachte die Bühne so richtig zum Beben. Zum Abschluss präsentierten Maerzfeld noch ein zweites neues Stück aus dem kommenden Album, bevor sie sich von der Bühne verabschiedeten.
Setlist Maerzfeld:
- Vaterland
- Ich flieg
- Hübschlerin
- Maerzfeld
- Fremdkörper
- Es bricht
- Treibjagd
- La petite Morte
- Stalingrad
In der Pause zwischen Maerzfeld und Eisbrecher wurde die Bühne umgebaut und was man da zu sehen bekam, liess einen auf eine grossartige Show hoffen. Wenig später betrat Kapitän Alexx energiegeladen die Bühne und das Publikum war nicht mehr zu halten. Wie schon auf dem Album erwies sich «Volle Kraft Voraus» als hervorragender Opener, mit Volldampf aus allen Rohren und der bisher aufwändigsten Eisbrecher Bühnenproduktion unterstrichen viele kleine Details den Auftritt der Band, der wahrlich zu einem Spektakel der besondern Art wurde und so ging es mit viel Power und Elan weiter. Auch die Gitarristen Noel Pix und Jürgen Plangger bearbeiteten ihre Instrumente mit vollem Körpereinsatz und es machte Spass der ganzen Band bei ihrem Auftritt zuzusehen. Die Massen tobten und so gut wie jeder sang mit. Eine Wahnsinnsstimmung durchflutete das Z7, welche von einer grandiosen Lightshow noch unterstrichen wurde.
In den kommenden zwei Stunden gaben Eisbrecher wie immer alles, natürlich mit dem typisch witzigen Geplänkel zwischen den Songs. Auch bei den neuen Liedern waren viele Fans sehr textsicher und für die anderen gab es bei «Zwischen uns» eine LED-Text-Laufzeile auf der Bühne, wo jeder im Karaoke-Style mitsingen konnte. Zwischen Heavy Metal, Elektro, Neuer deutscher Welle und grossen Melodien feuern Eisbrecher einen Höhepunkt nach dem anderen ab. Altbewährtes trifft frisch Vertontes, präsentiert in einer mitreissenden Bühnenshow. Nah und echt, hart und zart, live und laut, ein durch und durch grossartiges Konzert einer grossartigen Band! Gespielt wurde ein ausgezeichneter Mix aus alten Hits und neuen Krachern. «Schwarze Witwe» erklang mit ganz neuen Tönen, «Vergissmeinnicht» war mal nicht der Song zur Zugabe und auch die neuen Songs wie «Zwischen uns», dass sehr gelungene «1000 Narben» und «So oder so» oder auch «Noch zu Retten» bekam das Publikum zu hören, womit auch die Highlights des neuen Albums abgedeckt wurden.
Vor dem letzten Lied holte Alexx noch ein Jagdhorn auf die Bühne und versuchte sich daran, doch kamen nur schräge Töne raus und die Band erlöste ihn recht schnell und stimmte das letzte Lied «This is Deutsch» an. Ein treffender Song, mit explosiver Stimmung und grandioser Bühneneinlage. Beim Refrain wurde CO² aus Tanks in die Luft geblasen und so riesige Nebelsäulen gebildet. Ein fulminanter Abschluss, doch wer Eisbrecher Konzerte kennt, der weiss, da kommt noch mehr. Bei tobenden Applaus und unersättlichen Rufen nach mehr, ging es los mit den Zugaben. Erst erklang «Eiszeit», dann kam «Verrückt» und die Massen tobten. Mit «Miststück» war der absolute Höhepunkt erreicht, wirklich jeder sang mit, so dass Alexx von der Bühne verschwand – um Minuten später mitten im Publikum aufzutauchen, um das Mikro den Fans weiter zu reichen, welche leicht schräg den Refrain ins Mikro brüllten. Ein allerletzter Song kam dann doch noch mit «Ohne dich», bevor sich der Eisbrecher endgültig von der Bühne verabschiedete.
Die eisigen Mannen um die altgedienten Haudegen Alexander «Alexx» Wesselsky und Jochen «Noel Pix» Seibert boten eine überwältigende Performance und die grossartige Bühnenshow brachten das Z7 definitiv zum Kochen. Die Entertainer-Qualitäten von Frontmann Alexx, gepaart mit den grossartigen Songs und dem musikalischen Können der Band liessen keine Wünsche offen, ausser vielleicht dass das Konzert augenblicklich wiederholt wird. Alexx ist eine Rampensau durch und durch und er machte an diesem Abend mehrfach klar, dass auch Eisbrecher noch oft im Z7 spielen wollen, ohne diesen unsäglichen Baumarkt «OBI», der das Z7 zu verdrängen droht. Mit den Worten «Vielen Dank Pratteln, ihr wart geil» bedankte sich die Band für den tollen (h)eiskalten Abend und warfen noch ein paar Plüscheisbären in das Publikum. Ein wirklich wunderbares, ja grandioses Konzert mit einer bombastischen Show, welches schwer zu überbieten sein wird!
Setlist Eisbrecher:
- Volle Kraft Voraus
- So oder so
- Antikörper
- Heilig
- 1000 Narben
- Noch Zu Retten
- Leider
- Prototyp
- Himmel, Arsch und Zwirn
- Schock
- Schwarze Witwe
- Zwischen uns
- Rot wie die Liebe
- Vergissmeinnicht
- This Is Deutsch
- Eiszeit
- Verrückt
- Miststück (Megaherz Cover)
- Ohne dich
Encore 1:
Encore 2:
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